Der Herzallerliebste hat mich entführt. Eine geplante Entführung, wenn man so will. Ich wusste, dass wir über ein ziemlich langes Wochenende verreisen, aber ich bekam nicht zu wissen wohin.
Gestern fuhr er mich in den Raum Gütersloh, wo Wir in einem ehemaligen Kloster nächtigten. Abr das war nur ein Ablenkungsmanöver, denn nach dem Frühstück ging es in der entgegengesetzten Richtung wieder zurück.
In Goch bekamen wir dann am Mittag eine Führung durch das Kloster Graefenthal. Ordentlich durchgefroren und pünktlich mit dem einsetzenden Regen, checkten wir in u serem Domizil für die nächsten zwei Tage ein. Dort haben wir, nicht zum ertsen Mal, die liebevoll zubereitete Tea-Time genossen.
Im Unterschied zu unseren früheren Besuchem hier, bleiben wir dieses Mal über Nacht und gehen deshalb einfach über den Hof in unser Zimmer.
Und jetzt sitze ich hier, warm eingemummelt in eine kuschelige Decke, in einem sehr gemütlichen Sessel, lese und genieße dabei Champagner aus dem Wasserglas. Was für ein Luxus!
„Champagner im Wasserglas“, ist das nicht ein schönes Bild?
Champagner gehört nicht in ein Wasserglas. Champagner verlangt nach einem edlen Trinkgefäß. Edles Getränk aus einem edlen Gefäß, sonst schmeckt´s nicht!
Ehrlich nicht?
Tatsächlich schmeckt der Champagner aus dem Wasserglas exakt genauso gut, als hätten wir ihn aus vornehmen Champagnergläsern getrunken. Ja, rein optisch könnte man den Champgner im Wasserglas auch für eine dünne Apfelscorle halten, aber der Geschmack bleibt von dem Gefäß, in dem er kredenzt wird, gänzlich unberührt.
Es scheint mir so, als ob es uns im Leben manchmal ganz ähnlich geht. Unser Leben ist manchmal wie ein Wasserglas. Wahrscheinlich nicht nur manchmal, sondern sogar meistens.
Unser Leben erscheint uns unscheinbar, ohne Glanz, so gar nicht besonders.
Ein Tag gleicht dem anderen, wir sehnen uns nach perlendem Champagner und haben doch immer nur Wasser oder allenfalls Apfelschorle.
Doch, Moment mal!
Kann es sein, dass wir vor lauter Kummer über unser „Wasserglas-Leben“, den Champagner gar nicht geschmeckt haben?
Perlender Champagner lässt sich überall schmecken, wenn wir den Blick nicht auf das Wasserglas heften, sondern bewusst schmecken, was sich darin befindet.
Champagner in meinem Wasserglas ist zum Beispiel:
- Ein „Danke“ für das Mittagessen
- Krokusse im Garten
- ein gutes Gespräch über den Gartenzaun
- die Tanzstunde mit dem Herzallerliebsten
- Die Hunderunde im Nieselregen
- Kaffe und Cookie nach dem Mittagessen
- meine bequeme Matratze 😉
- der Morgenhimmel
- die Stille, wenn alle außer mir morgends das Haus verlassen haben….
Wenn ich meinen Alltag bewusst lebe, aus meinem „Wasserglas“ bewusst trinke, schmecke ich den Champagner.
Wow, herrlich wie das prickelt!