Ich verabschiede mich immer ein bisschen schwer vom Weihnachtsbaum. Traditionsgemäß stellen wir ihn erst am heiligen Abend auf. Im Wohnzimmer vor der Terrassentür. Das bedeutet: Der schnelle Weg in den Garten ist versperrt. Für den Hund und für uns. 😉
Holzreinholer und Müllrausbringer finden das ziemlich lästig, müssen sie doch, solange der Baum dort steht, den unbequemeren Weg durch die Haustüre und einmal ums Haus herum nehmen. Ich nehme diesen Umweg gerne in Kauf, denn ich mag den Weihnachtsbaum. Ich liebe es im sanften Licht der (elektrischen 😉 ) Kerzen zu sitzen und zu lesen, oder einfach nur zu träumen und den Duft des Baumes zu erschnuppern.
Spätestens wenn die Abfuhr der Weihnachtsbäume ducrh den örtlichen Müllentsorger angekündigt wird, begebe ich mich seufzend daran Lichterketten und Kugeln abzunehmen und für das nächste Weihnachtsfest in den Keller zu bringen.
Gestern war es wieder soweit. „Schade!“, dachte ich auch in diesem Jahr. Und genau wie alle Jahre zuvor, war ich seltsam überrascht, wie geräumig unser Wohnzimmer ist. 😉 Und auch, wenn ich das sanfte Licht der Kerzen vermisse, kann ich nicht leugnen, dass es plötzlich wieder viel heller in unserer guten Stube ist. Alles scheint irgendwie klarer.
Überhaupt überkommt mich im Januar, wenn der Baum dann verschwunden ist, plötzlich diese Sehnsucht nach Klarheit. Ich möchte nur ganz sparsam dekorieren, wenn überhaupt. Am liebsten sind mir weiße Blumen. Und ich möchte ausmisten. Alles rausschmeißen, was keinen Zweck mehr erfüllt, nicht gebraucht wird, zuviel Raum einnimmt.
Wie wohltuend das doch ist, wenn plötzlich wieder Raum da ist! Zum Atmen, zum Nachdenken, um Klarheit auch in die Gedanken zu bringen.
Manchmal muss man Liebgewordenes loslassen, um Klarheit und Ruhe zu finden. Manchmal ist es nur der Weihnachtsbaum. Viel öfter sind es Altlasten. Welche, die sich greifbar in unseren Häusern breit machen, oder solche, die auf unserer Seele liegen.
Die Sehnsucht nach Klarheit ist wie eine Aufforderung:
„Schau mal hin! Miste aus! Trenne Dich von Ballast!“
Und auch, wenn uns das Leben im neuen Jahr ganz schnell wieder mitreißt, ist der Januar ein Monat der zur Einkehr und Besinnung einlädt, wie ich finde.
Ich werde diese Einladung annehmen und genau hinschauen, wo ich mehr Klarheit brauche.
Was ist mit Dir? Nimmst Du die Einladung an?
Liebste Grüße
Ulrike