Irgendwie ist der Bügelberg in den letzten 14 Tagen etwas außer Kontrolle geraten. Also mache ich mich daran ihn abzubauen. Ich bügel ganz gern. Hat sowas meditatives 😀 . Heute allerdings blicke ich doch etwas verängstigt auf die Wäschekörbe, die mich im Keller vorwurfsvoll anstarren. Wann immer mich diese Angst vor Bergen überkommt, die abgebaut werden wollen, handle ich nach der Devise: „Nicht zögern, einfach irgendwo anfangen!“ Also los! Während meiner (meditativen) Bügeltätigkeit, sinniere ich darüber, wie vor 25 Jahren, nach einer ultrakurzen Episode, in der ich nur meine eigene Wäsche bügelte 😉 , meine Bügelberge zu wachsen begannen. Alle paar Jahre, kam ein weiteres Familienmitglied dazu und damit auch Bügelwäsche. Schließlich bügelte ich hingebungsvoll für 7 Personen. Wie gesagt: Ich bügel ganz gerne. Trotzdem schob ich manchmal Frust angesichts der nie enden wollenden Wäscheflut.
Selbst nach klassischem Rollenbild erzogen ( Mutter: Kinder, Küche, Kirche; Vater: Was er mag, nur nichts was mit Haushalt zu tun hat 🙂 ), fragte ich mich als Mutter von 5 Söhnen, was ich ihnen diesbezüglich vermitteln wollte. „Ich will, dass meine Söhne allesamt in der Lage sind ihren eigenen Haushalt zu schmeißen!“ Das war mir schnell klar und der Herzallerliebste stimmte darin mit mir überein. Also lernten die Kleinen wie man spült und abtrocknet, wie man den Staubsauger bedient, das Waschbecken und die Toilette säubert und den Fußboden wischt. Ab und zu, wenn es sie selbst danach verlangte, durften sie, unter meiner gestrengen Aufsicht, Geschirrtücher bügeln. Die Kinderlein wurden größer und damit erschien es mir unerlässlich eine neue Tradition im Hause Schomerus zu etablieren: Mit ihrem 16ten Geburtstag endet meine Zuständigkeit für ihre Bügelwäsche. Sie werden von mir instruiert wie T-Shirts und Hosen zu bügeln sind, einige Male dabei begleitet und dann ist für mich Schluss! Vor nunmehr 8 Jahren traf es den Ältesten, knapp drei Jahre später den zweiten und der dritte war vor gut 2 Jahren an der Reihe. Nach der mütterlichen Einweisung und einigen verordneten Pflichtübungen, entschieden sich alle drei zunächst, dass gebügelte Hosen und Shirts eindeutig überbewertet werden und ließen es bleiben.Was soll`s: Ich habe meine mütterliche Pflicht getan. Inzwischen tragen die beiden älteren regelmäßig Anzug und Hemd und deshalb sind sie ans Bügeleisen zurückgekehrt. Ungebügelte Oberhemden sind dann wohl doch nicht so angesagt 😉 .
Ich baue also meinen aktuellen Bügelberg ab, lasse das Eisen über T-Shirts und Hosen gleiten und plötzlich fällt es mir wie Schuppen von den Augen: “ Es ist wieder soweit!“ Im nächsten Monat feiern wir den 16ten Geburtstag unseres Treckerfahrers! Wenn das mit Bügeleisen in der Hand nicht so gefährlich wäre, würde ich einen Freudentanz aufs Parkett legen! 😀
Schließlich ist mein Bügelberg abgebaut und wir sitzen gemütlich beim Mittagessen, als mir auffällt, dass der Treckerfahrer bei fast 30° Außentemperatur ein langärmeliges T-Shirt trägt. “ Sag mal, ist Dir das nicht zu warm?“ “ Ich hab nichts anderes mehr“ (Stellt Euch bitte an dieser Stelle ein verstohlenes Hüsteln und Stirnrunzeln mütterlicherseits vor 😉 ) “ Kannst Du nicht mal wieder bügeln?“ Ich grinse ihn an und antworte: “ Deine Wäsche liegt fertig gebügelt parat, mein Schatz. Ich freue mich schon so auf Deinen Geburtstag! “ “ Wieso?“ “ Frag mal Deinen Bruder!“ Dieser Aufforderung kommt er brav nach und der angehende Immobilienwirt fragt zurück: “ Kannst Du Dir das nicht denken?“ “ Ach ja! “ stöhnt der beinahe 16 -jährige auf. Seine Mundwinkel sinken herab, meine gehen noch ein Stückchen weiter nach oben. Er hat´s begriffen. Ein freundschaftlicher Knuffer mütterlicherseits und Sohnemanns Mundwinkel bewegen sich auch wieder aufwärts. Ist doch gar nicht so schlimm! 😉
P.S.: Auf die nächste Reduzierung des Bügelberges muss ich noch einige Jahre warten. Aber: Ich bügel gerne! 😀