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Erleichtert

11. Juni 2016 by Ulrike Schomerus

Seit Monaten quält mich mein Keller. Selbst wenn ich mich oben in den Wohnräumen aufhalte malträtiert er mich. Chaos, Altlasten und  Ballast bewirken innere Unruhe und Konzentrationsschwäche. Das hört sich vielleicht ein bisschen seltsam an, wenn ich von einem Keller spreche, ist aber so. Ich gehe zum Waschen in den Keller und zum Bügeln. Ich hole Vorräte nach oben und bringe neue nach unten. Und dann mache ich, dass ich wieder hoch komme. Nach oben, wo es aufgeräumt ist und ordentlich (weitgehend)    😉      .

Ich starte den einen oder anderen Versuch das Chaos in den Griff zu bekommen, aber es scheint sich stattdessen zu vergrößern. Irgendwann keimt ein Gedanke in mir: „Was wenn Du….“

Schließlich fasse ich mir ein Herz und setze den Gedanken in die Tat um: Ich bitte meine Schwestern um Hilfe.

Die zögern keine Sekunde und wir machen einen Termin aus. Heute war es endlich soweit. Pünktlich um 11.00 Uhr rückte das Aufräumkommando an. Erst mal gibt´s Kaffee und dann wird in die Hände gespuckt. Wenn wir eines können, das hat sich in der Vergangenheit immer wieder gezeigt, dann ist das zusammen arbeiten. Wir sind ein eingespieltes Team. Ratzfatz leeren sich die Regale, werden Schränke ausgewaschen, Müll entsorgt und Kisten für die Diakonie gepackt. Währenddessen bereitet der fürsorglichste aller Ehemänner uns ein leckeres Mittagessen zu. Wir essen gemeinsam auf der Terrasse, freuen uns am guten Essen und dem schön gedeckten Tisch und dann geht es dem letzten Rest an den Kragen.

Nach knapp 4 Stunden ist alles Gerümpel verschwunden, Regale sind geleert und in den Schränken ist nur noch das, was wirklich gebraucht wird.

Ich bin sooo erleichtert!

Altlasten, Chaos und unnützer Ballast sind Hemmschuhe, Gedankenblockierer und schweres Gepäck. Und das nicht nur in Form von unaufgeräumten Kellern. Wie oft schleppen wir Ballast in unserem Herzen herum? Wir wollen ihn loswerden, aufräumen, aber wir kommen nicht weiter. Es scheint immer schlimmer zu werden, je länger es dauert.

Warum tun wir uns so schwer damit, um Hilfe zu bitten?

Es ist keine Schande allein nicht klar zu kommen. Manchmal ist allein die Aussicht auf Hilfe, oder das Wissen, dass man nicht allein eine Lösung finden muss, hilfreich.

Also nur Mut: Um Hilfe bitten erleichtert!!! (Nicht nur bei Chaos im Keller    😉     )

P.S.: Fetter Dank an die besten Schwestern der Welt! Ich hab´Euch lieb!

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2 Comments »

  1. Anke Berning sagt:

    Hallo Ulrike,

    der unnütze Ballast zieht sich ja tatsächlich durch alle Lebensbereiche. Ich habe heute über zwei Stunden damit verbracht, Fotos von mehreren digitalen Geräten nebst Kamera auf meinen Computer zu kopieren – wofür eigentlich? Werde ich wirklich wie geplant dazu kommen, die nun einträchtig versammelten Bilder irgendwann auszuwerten und auszumisten, wie geplant? Oder sind die Fotos nicht einfach im digitalen Keller gelandet?

    Ich verfolge seit einigen Monaten einen Blog zweier Amerikaner, die sich „The Minimalists“ nennen. Die haben eine clevere Taktik angewendet und ihren gesamten Besitz zimmerweise vorgehend aus dem Raum verbannt, und nur die Teile wieder hereingeholt, die sie tatsächlich brauchten. Was nach ein paar Monaten nicht angerührt worden war (von jahreszeitlich abhängigen Sachen mal abgesehen) wurde entsorgt – abgegeben an Freunde, Nachbarn, karitative Einrichtungen usw. Endergebnis: die grosse Erleichterung und Erkenntnis, das man den ganzen Krempel wirklich nicht zum Leben braucht. (Nebst dem Anstoss zu einer unerwartet neuen Karriere als Blogschreiber und „Minimalisten“).

    Ich finde das mutig. Denn es bedeutet wirklich „loslassen“, ohne die Möglichkeit, etwas wieder im Fall der Fälle aus dem Keller hervorholen zu können. Bin ich dazu bereit? Im Grunde genommen weiss ich, dass es helfen würde – so wie Du auch schreibst: die innere Unruhe lässt grüssen. Ich lasse viel zu viele Aspekte meines Lebens von meinen Dingen, von unnützem Krimskrams bestimmen, der mich be-lastet, aufgeräumt, gewartet, gereinigt, beachtet, verwaltet oder repariert werden will. Abgesehen davon, dass er viel zu viel Platz beansprucht. Platz, den ich eigentlich nicht habe, wenn ich ein selbstbestimmtes, gelassenes Leben führen will.

    Mit dem Keller anzufangen, ist vielleicht eine gute Idee. Denn dort liegen im wahrsten Sinne des Wortes diejenigen Dinge, die man nach unten, aus dem Alltag verbannt hat, die man „irgendwann“ mal wieder benutzen will, die unter Stapeln von Gerümpel verborgen werden. Dort liegen wahrhaftig die „Leichen“ im Keller: angefangene Projekte, nicht benutztes Werkzeug, ungeliebte Geschenke, das zwanzigste Paar Schuhe, der ganze Überfluss der Wohlstandsgesellschaft. Was bedeutet das erst für die anderen Aspekte meines Lebens, meine Wohnräume in den oberen Etagen – auch im übertragenen Sinne?

    Meine Schwester wohnt weit weg, aber ich kann Freunde in der Umgebung um Hilfe bitten. Mit einer Keller-Party. Weg mit dem überflüssigen Krempel und dem Ballast. Irgendwo kann man anfangen. Danke, liebe Ulrike, für Deinen Anstoss.

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