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Hochzeitstortenpredigt

3. Oktober 2016 by Ulrike Schomerus

In der letzten Woche wollte ich hier eigentlich davon schreiben, wie ich, angesichts eines besonderen Termins und den damit verbundenen Vorbereitungen, ganz chillig nur das Allernötigste tue, um mich eben diesen Vorbereitungen in aller Ruhe widmen zu können.

Bis Mittwoch hat das auch ganz gut geklappt.

Mittwochmorgen stehe ich bei einer lieben Freundin in der Küche, die mir, als echter Profi in Sachen Motivtorten, mit ein bisschen Handwerkszeug aushilft, damit ich die Hochzeitstorte, die ich für´s Wochenende backen will, auch gut hinbekomme.

Während sie mir erzählt auf was ich am besten achten soll und was so alles schief laufen kann, spüre ich die Panik in mir hochsteigen:

Bin ich eigentlich größenwahnsinnig? Wie konnte ich auf die Bitte meiner Schwiegertochter die Hochzeitstorte zu backen nur mit „Ja, gerne!“ antworten?

Ich eile nach Hause, schicke eine Bitte um Gebetsunterstützung in die Familienapp, und schmeiße den Backofen an. Von da an ist es vorbei mit Ruhe und mal eben ganz gechillt Vorbereitungen treffen.

Zweieinhalb Tage dreht sich alles um Tortenböden, Buttercreme, Fondant und Ganache. Am Abend des dritten Tages bin ich den Tränen nahe, denn aufgrund eines Knicks in der Pupille    😉     , ist die Torte windschief. HUAAAA! Dazwischen ist alles schiefgelaufen, was schief gehen kann: Buttercreme geronnen und außerdem viel zu weich, Spitze in der Silikonform hängen geblieben, Fondant gerissen, zu wenig Ganache…

Es ist nichts mehr zu ändern und ich finde mich zähneknirschend damit ab.

Am Morgen der Hochzeitsfeier fahren der Immobilienwirt und ich die Torte in die Hochzeitslocation. Auf dem Weg über die Autobahn und die huckeligen Straßen, droht sie endgültig den Abgang zu planen. Ich gebe dem besten aller Ehemänner über Whattsapp Anweisungen, was er mir zum Aufhübschen der Torte unbedingt mitbringen muss und dann packen wir die (WUNDERSCHÖNE!!!) Braut und ihre Trauzeugin ein und fahren zur Kirche.

Viel später, nach einem berührendem Traugottesdienst, einem Fotoshooting bei Sonnenschein und einem köstlichen Abendessen, wird die Torte zum Dessert, bespickt mit Wunderkerzen und bei gedämpftem Licht, mit viel Tamtam in den Saal geschoben. Und, wenn ich auch nach wie vor nicht zufrieden bin, denke ich erstaunt: „So schlimm sieht sie gar nicht aus.“

Am nächsten Tag bekomme ich Rückmeldung von meinen lieben Schwestern per Whattsapp:

„Ulrike: Deine Torte und Ihr Auftritt waren fantastisch!“

„Ich fand die Torte außerordentlich lecker und habe mich hinterher geärgert, dass ich nicht noch eine der anderen Etagen probiert habe!“

Sind sie nicht lieb?!

Aber das Beste kam noch:

„Vielleicht sollten wir allesamt mit unseren Ansprüchen aufhören und uns daran erinnern, wofür wir die Dinge tun, die wir tun. Gott sieht nur das Herz an – und mehr Liebe passte nicht in die Torte    😉   das hat man eindeutig geschmeckt!“

Da liefen mir doch ein paar Tränchen. Zum Einen, weil ich die besten Schwestern habe, die man haben kann und zum anderen, weil das natürlich wahr ist:

Gott sieht unser Herz und nur darauf kommt es an! Unsere Ansprüche sind nicht die, die Gott an uns hat.

Er sieht uns mit Augen der Liebe und wir müssen nichts leisten, um uns seine Liebe zu verdienen.

Seine Liebe genügt.

Ich genüge.

Du genügst.

😀

 

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